Mittelmeer: Seenotretter bringen 336 Flüchtlinge nach Italien

Erleichterung auf der "Ocean Viking": Nach der Rettung Hunderter Flüchtlinge im Mittelmeer sind die Überlebenden in Italien an Land gegangen.

Erleichterung auf der „Ocean Viking“: Nach der Rettung Hunderter Flüchtlinge im Mittelmeer sind die Überlebenden in Italien an Land gegangen. Die Seenotrettungsorganisation SOS Humanity konnte derweil einen Erfolg vor Gericht verbuchen.

'Ocean Viking' im Hafen von Porto Empedocle, Sizlien

Archivbild: "Ocean Viking" im Hafen von Porto Empedocle, Sizlien

Frankfurt a.M. (epd). Nach einem dramatischen Einsatz auf dem Mittelmeer sind mehr als 330 von SOS Méditerranée gerettete Flüchtlinge in Italien an Land gegangen. 336 Überlebende hätten das Rettungsschiff „Ocean Viking“ in der Nacht auf Dienstag in Ancona verlassen, teilte die Hilfsorganisation auf der Internetplattform X, ehemals Twitter, mit. Die Schiffscrew hatte die Menschen in den vergangenen Tagen bei mehreren Aktionen gerettet.

Von ursprünglich rund 360 Überlebenden an Bord des Rettungsschiffes waren bereits mehr als 20 Personen aus medizinischen Gründen von der italienischen Küstenwache an Land gebracht worden. Ein Mensch starb laut SOS Méditerranée nach der Evakuierung in Italien.

Derweil darf die „Humanity 1“ der deutschen Seenotrettungsorganisation SOS Humanity zu ihrem nächsten Einsatz aufbrechen. Ein Zivilgericht im italienischen Crotone hob die von den Behörden zuvor angeordnete 20-tägige Festsetzung in einem vorläufigen Beschluss auf, wie SOS Humanity mitteilte. Das Schiff war am 4. März nach der Rettung von fast 80 Flüchtlingen und Migranten festgesetzt worden.

Die finale Anhörung in dem Verfahren ist laut SOS Humanity für Mitte April geplant. Jedoch sei die „Humanity 1“ ab sofort frei, erklärten die Seenotretter.

Die italienischen Behörden hatten den Schritt damit begründet, dass die „Humanity 1“ bei dem Einsatz eine gefährliche Situation für die Menschen in Seenot verursacht habe. SOS Humanity wies die Vorwürfe zurück. Demnach waren wegen des Eingreifens der libyschen Küstenwache Menschen aus Panik ins Wasser gesprungen.

Die rechtsgerichtete italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat das Vorgehen gegen zivile Seenotretter verschärft. Außer der „Humanity 1“ wurden im März auch die „Sea-Watch 5“ und „Sea-Eye 4“ festgesetzt.

Laura Gorriahn, Vorstandsvorsitzende von SOS Humanity, bezeichnete die Gerichtsentscheidung von Montag als „wichtiges Signal des Rechtsstaates in Richtung der italienischen Behörden“. Die Beweislage sei eindeutig, sagte sie: „Die sogenannte libysche Küstenwache hat unsere geordnete Rettung nicht nur unterbrochen, sondern bewusst Menschenleben gefährdet und unsere Crew mit Waffen bedroht.“

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. 2023 kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 3.105 Menschen bei der Überfahrt ums Leben oder sie werden vermisst. Seit Beginn des Jahres liegt die Zahl der erfassten Toten und Vermissten bei 396. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher.

Zuletzt hatte die „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Das Rettungsschiff nahm daraufhin mit 249 Überlebenden an Bord Kurs auf Marina di Carrara im Norden Italiens.

 

Das Bündnis United4Rescue